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März 2019, Lofoten, Norwegen

Auf der Jagd nach Polarlichtern

„Ich hatte eine Idee, die ich so zuvor noch nicht gesehen hatte. Im Nachhinein weiß ich auch warum...“

Die Wetter- und Schneelage ist in dieser Saison geradezu ideal. Ich erhoffe mir diese Bedingungen auch in Norwegen, um dort meine Idee für ein Fotoprojekt mit Outdoor Research verwirklichen zu können.

Meine Vorstellung war eine Bildkreation auf Skiern unter Polarlichtern, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Da ich nicht über die nötigen Ressourcen verfüge,

um über mehrere Wochen mit einem großen Team die perfekten Bedingungen zu suchen, zu finden und auf die perfekte Lichtstimmung zu warten, starte ich das Projekt mit meiner damaligen Skitouring-Partnerin Lisa, um das äußerst schwer zu planende und auch gefährliche Vorhaben umzusetzen.
Geplant sind 10 Tage – davon 8 Tage auf Skiern – mit dem einen Ziel:
Eine Skitour unter Polarlichtern.

Wir nehmen den Flug von München nach Oslo und weiter nach Svolvaer, von wo aus wir uns mit dem Auto zu unserer ersten Unterkunft aufmachen. Das Wetter ist nicht gerade einladend. Es ist dunkel und kalt und es empfängt uns ein tobender Schneesturm, weshalb wir uns dazu entscheiden die Nacht im Auto in unseren Schlafsäcken auszuharren. Es macht keinen Sinn macht und es wäre äußerst unklug

weiterzufahren und uns vom endlosen Weiß verschlucken zu lassen. Dafür wachen wir am nächsten Morgen eingeschneit bei einer genialen Lichtstimmung auf und können unsere Fahrt weiter durch die Lofoten fortsetzen. Wir kommen an vielen nordischen Hütten und Fischereien vorbei und können Leute, die auf der Straße mit Langlaufskiern unterwegs sind, und einige wilde Tiere beobachten und fotografieren.

Nach einer etwa 2-stündigen Fahrt erreichen wir endlich unseren ersten Ausgangspunkt, Fredvang. Da wir auf allen Apps und Nachrichtensendern vor einem aufkommenden Sturm mit Orkanböen gewarnt werden, machen wir uns sofort auf zu unserer ersten kleinen Scouting-Skitour, um wieder zurück zu sein, bevor uns die schlechte Wetterfront erreicht. Doch wir werden voll erwischt! Kaum auf dem Gipfel angekommen und schon im White-Out verschwunden. Nicht abschätzbare Böen, wenig Schnee, dazu große Spitze Steine.

Die Umstände machen die Tour extrem gefährlich, wir schaffen es mit großer Anstrengung aber sicher zurück zur Unterkunft. Wir müssen über zwei Tage warten, bis sich der Sturm und die orkanartigen Böen legen. Es ist einer der stärksten Stürme in diesem Jahr. Aus den Nachrichten erfahren wir auch, dass die „Viking Sky“ – ein Kreuzfahrtschiff – nicht weit von uns in Seenot geraten ist. Wir hoffen, dass sich die Lage nun wieder entspannt, damit wir unser Projekt beenden und ich zu meinen gewünschten Ergebnisse komme. Doch leider geht dieser Wunsch nicht in Erfüllung.
Durch den Sturm, der mit extrem heftigen Winden über uns hinwegfegt, ist der Schnee komplett verblasen und die Berge sind teilweise sogar wieder grün. Es ist deprimierend, wenn man alles auf eine Karte setzt, über solch eine Distanz anreist und ein solches Projekt dann binnen weniger Stunden mitsamt dem Schnee von dem perfekten Shot vom Winde verweht wird. Kaum Schnee, zu wenig um vernünftige Touren zu starten. Dennoch nutzen wir den Tag, um die Lofoten zu erkunden,
Landschaftsaufnahmen zu machen und unsere kleine Liste von den Orten, die wir neben dem Hauptprojekt auf den Lofoten sehen möchten, abzuarbeiten, um dadurch unsere gute Laune wieder zu finden. Meinem Plan wurde ein Strich durch die Rechnung gemacht. Nichtsdestotrotz geht es jetzt darum, daraus für künftige Projekte und Aufträge zu lernen. Denn die Natur hat ihre eigenen Pläne und passt sich niemals an die unseren an.

Das Warten hat sich gelohnt!

Immerhin zeigt ein Blick auf die Messgeräte in meiner App, dass ab heute Nacht für die nächsten zwei Tage die Chance Polarlichter zu sehen sehr hoch ist. Ich habe weder den perfekten Spot noch Schnee um das Foto, das ich mir vorstelle, zu realisieren.
Dennoch bringe ich alles an Motivation auf, um uns für die kommende Nacht und das schwere Equipment vorzubereiten. Und es lohnt sich!! Auch wenn wir ein bisschen enttäuscht sind, diese plötzlich am Horizont auftauchenden, wundervollen Lichter, die den gewöhnlichen Nachthimmel erleuchten, sind atemberaubend.

Trotz meiner großen Motivation und meines Willens ein Foto zu schießen, das diesen ganzen Aufwand wert ist, ist keines dabei, mit dem ich vollkommen zufrieden nach Hause fahren kann. Dies passiert jedoch immer wieder, meistens verliert man und geht mit neuen Erfahrungen, Freunden und Werten fürs Leben weiter.

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